Planspiel: Windkraft?! Ja, aber ... „... bitte nicht vor meiner Haustür!“
von Alice Brücher

Dass sich in der Energieerzeugung etwas ändern muss, das ist mittlerweile wohl allen klar. Da waren der heiße und viel zu trockene Sommer und der letzte Winter fast gänzlich ohne Schnee mit Temperaturen, die eines Winters nicht würdig waren. Der Klimawandel ist wohl angekommen.
Die Energieversorgung, für die eine ganze Menge CO2 freigesetzt wird, hat sicher ihren Beitrag dazu geleistet. Da hilft es langfristig auch nicht mehr nur Strom zu sparen, was wir insgesamt gesehen schließlich auch nicht tun werden. Wir brauchen für unseren Lebensstil Energie – in der Regel Strom aus der Steckdose. Aber wie entsteht Strom, wenn wir ihn nicht mehr mit Kohle, Gas usw. erzeugen wollen, um die CO2-Werte deutlich zu mindern.
Gott sei Dank, es gibt Abhilfe – Sonne und Wind könnten in Zukunft die zentralen Energieträger sein. Dafür brauchen wir in Deutschland aber politische Entscheidungen und Anlagen, um ausreichend erneuerbare Energie erzeugen und verteilen zu können. Leider gibt es genau dafür noch immer zu heftigen Widerstand in der Bevölkerung, ja auch in Natur- und Heimatschutzverbänden. Zahlreich und differenziert sind die angeführten Gründe. Manche erscheinen einfach nur egoistisch-materiell – z. B. würden Windräder in der Nachbarschaft den Wert des eigenen Hauses mindern – andere verfolgen eher romantisch-ideologische Motive und wollen ihre Heimat so erhalten, wie sie schon vor hundert Jahren gewesen war: unberührte natürliche Natur. Dabei können diese eindrucksvollen technischen „Spargel“ in der Landschaft dieser einen anderen, neuen besonderen Reiz verleihen, eine anderen Art der Romantik. Noch dazu gewinnen wir durch sie die von uns ständig ge- und verbrauchte Energie.
Diese Debatte zur Klimawende beschäftigt nicht nur Politiker im ganzen Land. Am 30. Januar 2020 war sie ganz nah und real bei uns in der FES. Beim traditionell an der FES in der E-Phase stattfindenden Planspiel befassten sich die Schüler*innen des diesjährigen Jahrgangs mit eben dieser Debatte. Bereits die PoWi-Stunden zuvor machten am Beispiel Windkraftanlage im Mühltal deutlich, welche Probleme, Argumente und Diskussionen die Realisierung eines solchen Projektes in der Realität haben würde. Im Planspiel begaben sich die Schüler*innen schließlich selbst in die Rollen der Befürworter und Gegner einer solchen Anlage, die fiktiv in einem Ort hätte errichtet werden sollen. Kann man unter diesen Umständen dann einen Kompromiss finden? Ja! Natürlich braucht dieser Kompromiss zuvor die Auseinadersetzung, schließlich Forderungen und Bedingungen an die Gegenseite und schlussendlich Absprachen, die von beiden Seiten tragbar erscheinen. In diesem Spiel lernten die Schüler*innen nicht nur, ihre Argumente überzeugend zu formulieren, sie versetzten sich auch in die Lage der anderen und übernahmen in Rollen Positionen, die in der Realität gar nicht ihre waren. Sie lernten, diese fremden Argumente zu verstehen und wie man mit der politischen Gegenseite gemeinsam Lösungen findet. Schließlich formulierten sie Forderungen an die Politik und entwickelten weitere Fragen, denen sie in den folgenden Wochen im Unterricht nachgehen würden bzw. noch am gleichen Tag im Podiumsgespräch den eingeladenen Experten hatten stellen können. Jene befassen sich professionell mit der Frage der erneuerbaren Energien. So brachten die Ausführungen und Erläuterungen von Frau Prof. Schebek (TU Darmstadt), Herrn Prof. Herold (h-da Darmstadt) und Herrn Jan Helmrich (entega Darmstadt) neue Einblicke in aktuelle Forschungsansätze zur alternativen Energiegewinnung sowie in Planungs-, Finanzierungs- und Umsetzungsfragen bei der Errichtung von Solar- und Windkraftanlagen. Rechtliche, ökonomische, politische und technische Rahmenbedingungen bis hin zu sozialen Konsequenzen hinsichtlich des Arbeitsmarktes in diesem Bereich standen dabei genauso im Raum wie die staatliche Förderung.
Am Ende ist inhaltlich klar geworden: Die Energiewende muss und wird stattfinden, sie hat bereits begonnen. Die Energiewirtschaft – z. B. die Entega – investieren in diesem Bereich und sehen in der dezentralen Stromgewinnung und –versorgung durchaus eine Chance. Darum führt kein Weg daran vorbei, dass Windräder vor der eigenen Haustür und in der nahen Natur unsere Landschaft verändern werden.
Foto: Johanna Oswald (OswJ).
Schüler*innen der Kassen Ea und Eb stellen während des Planspiels am 30.01.2020 den drei Podiumsgäste – Herr Jan Helmrich, entega Darmstadt (auf dem Podium [links im Bild] in der Mitte), Frau Prof. Schebek, TU Darmstadt (auf dem Podium rechts, unten in Bild) und Herr Prof. Herold, h-da Darmstadt (auf dem Podium links, oben im Bild) – hören deren Erläuterungen aufmerksam zu.